Dienstag, 6. Juni 2017

Machandel

von  Regina Scheer

Taschenbuch
480 Seiten
Penguin Verlag
ISBN: 978-3328100249
Preis: 10 €

„Ein großer Familienroman über die DDR und wie sie unterging" ... meine Gefühle beim Lesen des Buches entwickelten sich sehr „zweigeteilt".
Ich habe sehr lange daran gelesen - es beschäftigte mich sehr.
Stellenweise musste ich sogar mit mir kämpfen, denn das DDR-Bild, welches die Autorin wachsen lässt, widerspricht meinen eigenen Erinnerungen manchmal, erscheint mir einseitig und für mich stellenweise sehr befremdlich.
Clara, die Hauptfigur, ist Jahrgang 1960 und da ich nur ein paar Jahre älter bin, kann ich ihre Figur gut nachvollziehen. 13 der 25 Kapitel sind aus der Perspektive von Clara erzählt.
Die weiteren Ich-Erzähler sorgen für eine breitgefächerte Sichtweise des Geschehens über eine Zeitspanne von den 1930er bis in die 1990er Jahren.
Im Fokus der Handlung steht MACHANDEL, ein kleines Dorf in Mecklenburg-Vorpommern. Am Schicksal verschiedener Zeitzeugen und der Hauptperson Clara wird die Geschichte erzählt. Ihre Eltern lernten sich in Machandel kennen. Claras 14 Jahre älterer Bruder wuchs bei den Großeltern in Machandel auf, bevor ihn der Vater in eine Kadettenschule schickte. Mit diesem aufgezwungenen Regime kommt er nicht zurecht und verschwindet.
Clara kehrte mit ihrem Mann Michael und ihren beiden Töchtern im Sommer 1985 nach Machandel zurück und sie kauften sich einen kleinen Katen. (Kate ist die Bezeichnung für ein einzelnes einfaches Wohnhaus in oder nahe einer dörflichen Gemeinschaft.)
Fasziniert von der Dorf-Geschichte interessiert sie sich immer mehr für die Geschehnisse. Sie lernt Emma und Natalja kennen. Machandel wird für Clara zum Ort der Begegnung – mit sich selbst, mit der eigenen Familiengeschichte, mit der deutsch-deutschen Vergangenheit, mit ihren Opfern.
Doch auch Claras Ehe leidet unter den Geschehnissen vor dem Zusammenbruch der DDR – Illusionen zerbrechen. Ihr Mann verliert seinen Arbeitsplatz und nimmt eine Stelle in der Schweiz an. Nach dem Ende der Partnerschaft bleibt Clara mit den Töchtern in Berlin und kümmert sich nach dem Tod der Mutter um den pflegebedürftigen Vater. Auf dessen Beerdigung erfährt sie, dass ihr Mann eine neue Partnerin in der Schweiz hat – sie lassen sich scheiden. Auch Machandel verändert sich nach der Wende und es zieht sie immer seltener dort hin – aber den Katen verkauft sie nicht.
Wehmut und Hoffnung treffen und vereinen sich in den individuellen Schicksalen der Geschichte: Machandel – das Wissen um das Geheimnis der Erlösung durch Erinnerung.
Am Ende des Buches findet man kurz zusammengefasste Angaben zu den wichtigsten Personen … das hat mir sehr geholfen, den Überblick nicht zu verlieren.
Die sachliche, nüchterne Erzählsprache lässt zwar die wirkliche Geschichte im Mittelpunkt stehen, aber das Genre „Roman" tritt für mich in den Hintergrund.
Ich bedanke mich beim Verlag und beim Bloggerportal, dass sie mir das Buch für die Rezension zur Verfügung gestellt haben.

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