Donnerstag, 2. August 2018

Mitternacht zu sein ist nicht jedem gegeben


Roman von António Lobo Antunes

Taschenbuch: 576 Seiten
Verlag: btb Verlag  
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3442715985
Preis: 12 Euro


Was bleibt vom Leben, wenn man alles verloren hat?

Das Ferienhaus ihrer Familie, an der Atlantikküste nördlich von Lissabon gelegen, ist verkauft worden, und sie möchte Abschied nehmen, ihren Erinnerungen an die Kindheit, an die gemeinsamen Sommer dort nachhängen. Doch die Vergangenheit bricht regelrecht über sie herein, und der Kurzurlaub gerät ihr zur Rückschau auf ihr Leben, zur Abrechnung über ihr Leben. Da ist die gar nicht glückliche Ehe ihrer Eltern, deren Gefühlskälte die Kinder geprägt hat; da sind die drei Brüder mit ihren unterschiedlichen Schicksalen: einer von Geburt an taubstumm, einer gezeichnet von seinem Einsatz im Kolonialkrieg, der dritte und älteste stürzte sich im Alter von achtzehn Jahren von einer Klippe. Und nun ist sie allein in dem leeren Haus. Ihr Mann hat sie schon lange verlassen, sie ist kinderlos, und ihr Beruf als Lehrerin füllt sie nicht mehr aus. Ihr Dasein, erkennt sie, ist ihr mit den Jahren mehr und mehr zur Last geworden. Am Ende führt ihr Weg sie zur Klippe über dem brausenden Ozean, wo sie das Lächeln ihres Bruders evoziert …

Das Buch erzählt eine Familiengeschichte, die als Rückblick alle Mitglieder der Familie beleuchtet, den einen mehr, den anderen weniger.
Der Satz: „Sterben ist, dass es einen Platz am Tisch zu viel gibt und man die Stühle etwas mehr auseinanderstellt, um es zu kaschieren" ist eine Aussage, die sich durch die gesamte Geschichte zieht und mir sicher im Gedächtnis bleibt, denn ich finde ihn genial.

Ich gebe zu, ich habe das Buch begonnen und nach etwa 100 Seiten weggelegt, dann wieder weiter gelesen und das 3 mal. Grund war der für mich sehr ungewöhnliche und beim Lesen sehr, sehr anstrengende Schreibstil des Autors. Ich glaube, noch so ein Buch würde ich nicht lesen wollen. Es war nicht nur Vergnügen.
Man muss sich auf den Stil des Autors einlassen, der die Sätze zusammenwürfelt, mit unsäglich vielen Kommas, über mehrere Seiten hinweg. Und dann erst ist der Satz zu Ende, dann kommt endlich ein Punkt. Ich musste häufig zurückblättern, um den Faden wieder zu finden. Die Aussagen sind sehr kompliziert miteinander verwoben, dass man viel Geduld mit sich braucht, um Durchzuhalten. Es ist kein Roman für den Nachttisch, um alle paar Abende mal ein paar Seiten zu lesen. Man muss sich rein finden, dann geht das Lesen sicher auch flüssig. Ich jedenfalls habe es nicht immer geschafft.

Der Autor hat bereits viele Bücher geschrieben, seine Titel machen (fast) alle sehr neugierig. Er wurde schon mehrmals für den Literatur-Nobelpreis vorgeschlagen.
Er mag ein genialer Schriftsteller sein. Doch mit seinem Schreibstil tue ich mich sehr, sehr schwer.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen